Büroaffäre begonnen? Psychologen warnen vor diesem gefährlichen Effekt auf deine Psyche

Was es laut Psychologie bedeutet, wenn du im Büro eine Affäre beginnst – und warum das gefährlich sein kann

Ein Lächeln in der Mittagspause, ein intensiver Blick – und plötzlich ist da diese Spannung. Zuhause wird die Beziehung auf Autopilot gelebt, während im Büro jemand aufmerksam zuhört, dich zum Lachen bringt und ähnliche berufliche Herausforderungen teilt. Romantischer Flirt oder der Weg in ein emotionales Minenfeld?

Eine Affäre am Arbeitsplatz ist nicht nur moralisch umstritten, sondern hat auch tiefgehende Auswirkungen auf unsere Psyche. Laut einer Umfrage des Karriereportals Xing aus dem Jahr 2020 haben 36 % der deutschen Berufstätigen bereits romantische Beziehungen mit Kolleginnen oder Kollegen erlebt. Was passiert, wenn sich Gefühle und Karriere vermischen – und warum ist Vorsicht geboten, bevor aus einem Lächeln mehr wird?

Der psychologische Cocktail: Warum Büroaffären so verführerisch sind

Die Anthropologin Dr. Helen Fisher beschreibt: Durch regelmäßige Nähe im Arbeitsalltag steigt die Wahrscheinlichkeit emotionaler Verbindungen. Wer täglich acht Stunden mit Kolleginnen und Kollegen verbringt, investiert oft mehr Zeit in diese Kontakte als in die eigene Partnerschaft. Unser Gehirn reagiert darauf sehr menschlich, gelegentlich auch irrational.

Hier zeigt sich besonders die „Fehlattribution von Erregung“: Ursprünglich durch eine berühmte Studie aus dem Jahr 1974 bekannt, beschreibt sie, dass körperliche Erregung unter Stress oder Spannung fälschlicherweise als romantische Anziehung interpretiert werden kann. Ein emotionsgeladenes Projekt, das nächtliche Brainstorming – plötzlich sieht man im beruflichen Beistand einen potenziellen Seelenverwandten. Nicht romantisch, sondern bio-chemisch erklärbar.

Drei psychologische Trigger für Büroaffären

  • Gemeinsame Ziele und Erfolge: Gemeinsame Erlebnisse und berufliche Herausforderungen stärken die emotionale Bindung.
  • Emotionale Verfügbarkeit: Der gemeinsame Umgang mit Stress und Frustration fördert Nähe und Intimität.
  • Die „Verbotene-Frucht“-Wirkung: Was gesellschaftlich oder moralisch tabuisiert ist, wirkt auf viele Menschen besonders anziehend.

Der Mythos vom „Rettungseffekt“: Warum die Affäre deine Beziehung nicht stärkt

Der Irrglaube, eine Affäre könnte das Liebesleben beleben, hält sich hartnäckig. Sie soll durch „verbotene Aufregung“ Frust in der Hauptbeziehung kompensieren. Doch Beziehungsforscher wie Dr. John Gottman zeigen: Affären bringen oft Schuldgefühle und Stress mit sich, verstärken bestehende Konflikte, statt sie zu lösen.

Ein anonymisiertes Praxisbeispiel: Thomas, 34, Projektmanager, suchte frischen Wind durch eine Affäre mit einer Kollegin. Stattdessen belasten ihn Schuldgefühle, Konzentrationsschwäche und emotionale Distanz. Zuhause fiel die Veränderung sofort auf, nicht durch Entspannung, sondern durch sichtbare Überforderung.

Die dunkle Seite: Was Büroaffären mit deiner Psyche anstellen

Was spannend beginnt, endet oft im inneren Chaos. Psychologische Effekte greifen ineinander, machen Büroaffären zu tickenden Zeitbomben für Seele, Leistung und Wohlbefinden.

1. Der Stress-Tsunami

Geheim gehaltene Beziehungen führen zu ständiger Alarmbereitschaft. Der Cortisolspiegel – Stresshormon unseres Körpers – steigt an. Fragen wie „Wer könnte uns gesehen haben?“, „Wer wird misstrauisch?“ erhöhen den Stress, der für den Job gebraucht wird, verpufft im Verborgenen.

2. Die zerrissene Identität

Psychologin Dr. Shirley Glass beschreibt die Entstehung einer Doppelrolle: Eine für das Arbeitsumfeld, eine für zuhause. Diese Aufspaltung kostet Energie und erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen.

3. Der Produktivitäts-Killer

Heimliche Beziehungen am Arbeitsplatz untergraben die berufliche Leistung, durch die sich Beteiligte einander nähergekommen sind. Heimlichtuerei und emotionale Ablenkung mindern Konzentration und Produktivität.

Warum das Gehirn bei verbotener Nähe verrückt spielt

Verborgene romantische Verbindungen bringen das Belohnungssystem des Gehirns in Wallung. Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Menschen in leidenschaftlichen Beziehungen – selbst in verborgenen – zeigen Hirnaktivierungen ähnlich wie bei Sucht. Dopamin flutet das Gehirn bei jeder geheimen Nachricht und jedem riskanten Treffen, während der präfrontale Cortex Alarm schlägt, ein inneres Chaos zwischen Lust, Vernunft und Gewissen entsteht.

Wenn das Büro zur sozialen Mine wird

Eine Bürobeziehung betrifft nie nur die Beteiligten. Jede versteckte Beziehung hat soziale Auswirkungen – auf das Team, das Klima, berufliche Entscheidungen.

Das Team-Dilemma

Mitarbeitende nehmen Spannungen wahr, ob ausgesprochen oder nicht. Entscheidungen erscheinen subjektiv, Gespräche wirken parteiisch, Dynamiken ändern sich. Teams können sich spalten – in Unterstützer, Kritiker oder stille Mitwisser.

Die Macht-Problematik

Heikel sind Affären zwischen Vorgesetzten und Angestellten. Bei Machtgefällen ist echte Freiwilligkeit schwer herstellbar, auch bei scheinbarer Übereinstimmung. Das gestörte Gleichgewicht belastet psychologisch.

Ausweg aus der Affärenfalle: Drei psychologisch fundierte Strategien

Wenn du merkst, dass du emotional näher an jemanden im Job rückst, gibt es psychologische Schritte, um klarer zu denken und einen Ausweg zu finden.

1. Die 48-Stunden-Regel

Emotionen kommen und gehen. Gib dir nach einem intensiven Moment zwei Tage, bevor du handelst. Vermeide Kurzschlussreaktionen. Schreibe auf, was du fühlst und brauchst.

2. Das Spiegelbild-Prinzip

Frage dich: Was würdest du jemandem raten, den du liebst – etwa deiner Schwester, deinem besten Freund – wenn sie in deiner Lage wären?

3. Professionelle Unterstützung suchen

Ein erfahrener Therapeut oder eine Paarberatung kann helfen, die Hintergründe einer Affäre zu erkennen. Geht es um Anerkennung, emotionale Leere oder Kommunikationsmangel? Diese Themen lassen sich konstruktiv und ehrlich angehen.

Was bleibt: Die Langzeitfolgen einer Büroaffäre

Nach dem Ende der Affäre bleiben Folgen oft präsent. Viele wechseln den Arbeitsplatz – nicht immer freiwillig. Die Fähigkeit, Berufliches und Privates zu trennen, bleibt oft beeinträchtigt.

Manche berichten auch von positiven Effekten: Die Krise zwingt zur Selbstreflexion, öffnet neue Perspektiven auf Wünsche und Bindungen. Dies erfordert jedoch eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Ursachen.

Warum du zweimal hinschauen solltest

Eine Büroaffäre scheint oft als willkommene Abwechslung, als leidenschaftlicher Gegenpol zum Alltag. Psychologisch betrachtet birgt sie jedoch hohe Risiken – für Beziehungen, Karrieren und die psychische Gesundheit.

Die Vermischung von Arbeit und heimlichen Romanzen ist laut Forschung mit erhöhtem Stress, reduzierter Arbeitsleistung und oft schweren Beziehungsschäden verbunden. Der „Rettungseffekt“ bleibt ein Mythos – echte Probleme lösen sich durch Kommunikation und konsequente Veränderung.

Wenn du dich auf gefährliches Terrain zubewegst, frag dich: Was fehlt mir wirklich, und wie kann ich das ehrlich integrieren?

Manchmal ist der mutigste Schritt nicht das Unbekannte, sondern das bewusste Nein zu einer Geschichte, die zu viel kosten könnte.

Was reizt dich insgeheim an einer Büroaffäre?
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Flucht aus dem Alltag
Machtspiel im Verborgenen
Gemeinsamer Erfolg verbindet

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